Details zur Behandlung von Säuglingen und Kindern mit Trachealkanüle

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Die Trachealkanüle wird über einen künstlich angelegten Zugang (Tracheostoma) zur Luftröhre (Trachea) gelegt.
Die Notwenigkeit eine Trachealkanüle zu legen, ergibt sich aus unterschiedlichen Ursachen:
- maschinelle Beatmungspflicht (z. B. akut nach Unfällen oder dauerhafter Einschränkung der    Lungenfunktion)
- Schutz vor dem Eindringen von Speichel in die Lunge (Aspiration) aufgrund einer Schluckstörung (Dysphagie) (z. B. nach Hirnschädigungen oder Operationen)
- dauerhaft verlegte obere Atemwege (z. B. durch Lähmungen, Verletzungen oder Tumore)
- chirurgische Entfernung von Teilen oder des gesamten Kehlkopfes (Laryngektomie)
 
Die Wahl der richtigen Trachealkanüle
Unabhängig von der Indikation gilt, dass für die Auswahl der individuell passenden Trachealkanüle und des Zubehörs unbedingt Zeit und KnowHow eingebracht werden muss.
Die Trachealkanüle muss beispielsweise bezüglich Neigungswinkel, Länge oder Durchmesser möglichst optimal passen. Hinzu kommen verschiedene Arten von Trachealkanülen, die je nach den Bedürfnissen des/der einzelnen Patient*in zum Einsatz kommen:
-          Blockbare vs. Nicht-blockbare Trachealkanülen
-          Mit vs. ohne Innenkanüle
-          Gefensterte vs. Geschlossene Trachealkanülen
-          Mit vs. Ohne subglottische Absaugung

Wird bei der Auswahl der Trachealkanüle zu unbedacht verfahren kann dies zu Verletzungen oder gar zu lebensbedrohlichen Situationen führen.
Zubehör wie Sprechventile, Absauggeräte, Verschlusskappen können die Lebensqualität steigern und auch therapeutisch zum Einsatz kommen.
Die Hersteller*innen wie auch deren Produktpaletten sind vielseitig– ein kompetentes Trachealkanülenmanagement ist daher dringend zu empfehlen.

Einsatzbereiche der Trachealkanüle
Trachealkanüle bei Beatmung
Kommt es zu einer Beatmungspflicht eines/r Patient*in kann dies zunächst über eine Intubation erfolgen. Hierbei wird ein Endotrachealtubus über Nase oder Mund in die Luftröhre eingeführt. Der Endotrachealtubus (Kunststoffschlauch) wird über die Barriere des Kehlkopfes (Larynx) zwischen den Stimmlippen hindurchgeschoben. Über diesen Schlauch kann der/die Betroffene nun mit Sauerstoff versorgt werden. Das Aufpumpen eines sogenannten „Cuffs“ verhindert ein Eindringen (Aspiration) von Speichel oder Fremdkörpern einerseits und andererseits, dass die Beatmungsluft nach oben entweicht.
Ein Endotrachealtubus darf allerdings nicht dauerhaft liegen, da er einige Nachteile mit sich bringt:
- In der Regel muss der/die Betroffene während der Beatmung über einen Endotrachealtubus sediert werden – er ist also nicht ansprechbar/wach – da es in den meisten Fällen zu Abwehrreaktionen kommen würde.
- Es ist kein effektives Schlucken mehr möglich, da der Tubus Mundschluss, Zungenbeweglichkeit, Stimmlippenschluss und Kehlkopfhebung verhindert
- Es kann zu Reizungen und zu Verletzungen kommen, da der Tubus am Gewebe Reibung erzeugt

Der Einsatz eines Endotrachealtubus ist daher nur für notfallmäßige oder kurzfristige Beatmungspflichtigkeit geeignet.
Ist absehbar, dass der/die Patient*in länger beatmungspflichtig ist, wird chirurgisch ein künstlicher Zugang zur Luftröhre (Trachea) eröffnet – das Tracheostoma - und eine Trachealkanüle wird gelegt.
Die Trachealkanüle ermöglicht es nun, den/die Patient*innen im Wachzustand zu beatmen, er kann grundsätzlich auch essen und mit entsprechenden Hilfsmitteln sogar sprechen.
Der externe Zugang zur Luftröhre ermöglicht es auch die Lunge von Sekret, welches nicht abgehustet werden kann, zu befreien.

Trachealkanüle bei Schluckstörungen (Dysphagie)
Durch unterschiedliche Ursachen kann es dazu kommen, dass ein Mensch nicht mehr in der Lage ist, zu schlucken. Dies kann sich nicht nur auf Nahrung und Flüssigkeiten beziehen, sondern auch auf den eigenen Speichel. Ist eine Schluckstörung so gravierend, dass auch der Speichel nicht mehr sicher geschluckt werden kann, ist die Gefahr einer Aspirationspneumonie (Lungenentzündung) gegeben.
Um dies zu verhindern kann eine Trachealkanüle das letzte Mittel sein. Durch den Cuff wird der herabfließende Speichel daran gehindert in die Lunge zu gelangen. Der Cuff stellt allerdings nur eine erste Barriere da – eine 100%ige Dichtigkeit kann auch dieser nicht garantieren. Neben der Wahl und Anpassung der Trachealkanüle, können verschiedene andere Hilfsmittel zum Einsatz kommen. Dabei kann es sich um Medikamente, die den Speichel reduzieren handeln und reicht bis zu Geräten, die den angestauten Speichel absaugen.
Des Weiteren ist die Ernährung des/der Patient*innen mit Dysphagie eine komplexe Angelegenheit. (mehr dazu unter „Dysphagie“)

Trachealkanüle bei dauerhafter Verlegung der oberen Atemwege
Hier ist die Trachealkanüle in erster Linie als Sicherstellung der Sauerstoffversorgung im Einsatz. Weil die Atemluft nicht mehr durch Mund und Nase in die Lunge gelangen kann, muss die Trachealkanüle als künstlicher Zugang zur Lunge fungieren. Ein Cuff ist an dieser Stelle nicht unbedingt notwendig.

Stimme und Sprechen trotz Trachealkanüle
Es gibt verschiedene Hilfsmittel, um trotz des Tragens einer Trachealkanüle Stimme zu produzieren bzw. sprechen zu können.
Hierzu ist das Nutzen einer Sprechkanüle und das Aufsetzen eines Ventils notwendig, dass die Ausatemluft über den Mund-Rachen-Raum umlenkt. Der Einsatz beider Produkte kann nur erfolgen, wenn verschiedene Voraussetzungen gegeben sind:
- Das Entblocken wird über einen gewissen Zeitraum toleriert
- Der Schutz vor Aspiration kann trotzdem gewährleistet werden
- Die Stimmproduktion ist grundsätzlich möglich
- Die oberen Atemräume sind weitestgehend frei und durchgängig

Auch für dauerhaft beatmete Patient*innen gibt es entsprechende Hilfsmittel.

Die Trachealkanüle - Fluch oder Segen 
Oft wird im Rahmen der Trachealkanüle von „Fluch oder Segen“ gesprochen. Dies kommt daher, dass dieses Hilfsmittel neben seinem lebensnotwendigen Nutzen auch eine nicht zu ignorierende Palette von Nachteilen mit sich bringt. Es ist wichtig, dass der/die Behandelnde um diese weiß. Nur so kann es gelingen entsprechende Adaptionen vorzunehmen, um den Menschen mit dessen individuellen Bedürfnissen bestmöglich zu behandeln. 
 
 

Quellen: 

Buchardi, H. et al (2004). Die Intensivmedizin (9. Auflage). Berlin, Deutschland: Springer. 

Kochanek, M. et al (2011). Repetitorium internistische Intensivmedizin (2. Auflage). Berlin, Deutschland: Springer. 

Lang. H. (2016). Beatmung für Einsteiger (2. Auflage). Berlin, Deutschland: Springer. 

Schneider-Stickler, B. et al (2018). Tracheotomie und Tracheostomaversorgung. Wien, Österreich: Springer.