Stillen zweier Mütter
Was ist induzierte Laktation?
Induzierte Laktation bezeichnet die hormonelle und/oder mechanische Stimulation der Brust zur Auslösung der Milchproduktion – ganz ohne vorausgegangene Schwangerschaft oder Geburt. Möglich wird das, weil die Laktation primär hormonell über Prolaktin und Oxytocin sowie durch regelmäßige Bruststimulation gesteuert wird.
Wie funktioniert das?
• Hormonelle Vorbereitung
Eine Kombination aus Östrogen und Progesteron wird über Wochen eingenommen, um eine Schwangerschaft hormonell zu simulieren. Nach dem Absetzen folgt die Phase der Bruststimulation.
• Mechanische Stimulation
Mehrmals tägliches Abpumpen (alle 2–3 Stunden) mit einer elektrischen Milchpumpe kann auch ohne Hormone ausreichen, um die Milchbildung anzustoßen.
• Unterstützung durch Hilfsmittel
Der Einsatz eines Brusternährungssets kann hilfreich sein, um die Stimmulation der Brust durch das Saugen und gleichzeitig den Nahrungsbedarf des Kindes sicher zu gewährleisten.
• Medikamentöse Unterstützung
Der Einsatz von Domperidon, einem Dopaminantagonisten, kann den Prolaktinspiegel erhöhen und die Milchmenge fördern. Die Anwendung erfolgt off-label und sollte medizinisch begleitet werden.
Emotionale Bedeutung
Auch wenn keine vollständige Ernährung durch die Milch der nicht-gebärenden Mutter gewährleistet ist, bietet das Stillen eine wertvolle Möglichkeit zur Bindungsförderung, zum Hautkontakt und zur hormonellen Unterstützung der Eltern-Kind-Beziehung.
Außerdem:
1. Laktation ist grundsätzlich nur zu induzieren, wo es die biologischen Voraussetzungen dafür gibt.
2. Es ist zwischen induzierter Laktation und Relaktation zu unterscheiden.
Induzierte Laktation: die Mutter hat noch keine Schwangerschaft durchlaufen, nie ein Kind geboren und noch nie vorher gestillt.
Relaktation: die Mutter hat in der Vergangenheit bereits ein Kind gestillt und regt nun die Milchbildung wieder an.
(Die Definition von induzierter Laktation wird in der Literatur aber durchaus unterschiedlich definiert)
Stillen ist nicht nur Ernährung – es ist auch Nähe, Berührung und Beziehung.
Ich möchte an dieser Stelle aber betonen, dass Elternschaft NICHT durch Stillen definiert wird. Nähe, Vertrauen und Beziehung kann ebensogut ohne die Ernährung an der eigenen Brust wachsen und sich festigen.
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Quellen:
1. Newman, J. & Goldfarb, L. (2017). The Newman-Goldfarb Protocols for Induced Lactation.
2. Academy of Breastfeeding Medicine. (2018). Clinical Protocol #9: Use of Galactogogues in Initiating or Augmenting the Rate of Maternal Milk Secretion.
3. Riordan, J. & Wambach, K. (2010). Breastfeeding and Human Lactation (4th ed.).
4. Uvnäs-Moberg, K. (2003). The Oxytocin Factor: Tapping the Hormone of Calm, Love and Healing.